Astronomie
Beobachtungstipps im Oktober
Planetenvielfalt am Abendhimmel
Polarlichter sind zurzeit kein grosses Thema mehr, doch noch ist der Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS) am Abendhimmel zu sehen! Von Auge ist er zwar definitiv nicht mehr auszumachen, doch mit einem Feldstecher ist er nach wie vor problemlos beobachtbar. Versuchen Sie ihr Glück mit ihrem eigenen Feldstecher oder kleinen Teleskop … oder besuchen Sie eine der zahlreichen Sternwarten in der Schweiz. Und sollte das Wetter nicht mitspielen, können Sie auch jederzeit eines der Planetarien in ihrer Nähe besuchen – gutes Wetter garantiert!
Am abendlichen Himmel wird es langsam voll: Immer mehr Planeten sind zu sehen. Zu Venus und Saturn gesellen sich im Laufe des Monats auch Mars und Jupiter. Ansonsten zeigt sich der Sternhimmel im Vergleich zum Vormonat relativ unverändert und lässt manchen vielleicht noch auf eine Zugabe in Sachen Sommer hoffen.
Ereignis des Monats: Komet C/2023 A3 (Tsuchinshan-ATLAS)


25. Oktober: HEUTE AM HIMMEL
Kennen Sie die täglich publizierte Seite Heute am Himmel? Sie bietet tagesgenaue Informationen zu Astronomie und Raumfahrt, beginnend mit den Daten zum Mond und den Dämmerungszeiten. Anschliessend gibt sie in der Rubrik Tagesereignisse kurz und bündig einen kompakten Überblick zum Tagesgeschehen. Danach folgt eine tabellarische Auflistung der Astronomischen Ereignisse, gefolgt von den Planeten am Abend- und am Morgenhimmel. Zum Schluss werden die Überflugdetails zur Internationalen Raumstation (ISS) und hellen Satelliten, sowie die wichtigsten Links zur Sonnenbeobachtung gelistet.
Insgesamt also eine wichtige, astronomische Ressource, ohne die (fast) kein Amateurastronom auskommt!
Hinweis: Das Lesen dieses Beitrags setzt eine Mitgliedschaft beim ORION-Portal voraus.
Das Haupt des Himmelsjägers: ein Sternhaufen!
Der Orion ist eine besondere Attraktion am Winterhimmel: Viele helle Nebel aus Gas und Staub tummeln sich hier, und einige dieser Objekte lassen sich schon mit einem Fernglas gut beobachten. Bei einer derart großen Auswahl können weniger auffällige Ziele wie der Sternhaufen Collider 69 im nördlichen Teil des Sternbilds durchaus übersehen werden.
–> Ein kleines Fernglas bietet den Vorteil eines großen Bildfelds – ideal für die Beobachtung ausgedehnter Objekte am Nachthimmel.
© m-gucci / Getty Images / iStock (Ausschnitt)


Mikroquasar energiereicher als gedacht
Der Mikroquasar V4641 Sagittarii im Sternbild Schütze gibt extrem energiereiche Strahlung ab, die mit dem Gammastrahlenobservatorium HAWC beobachtet wurde.
<– Mikroquasar | Im hier illustrierten Röntgendoppelstern V4641 Sagittarii strömt Materie von einem Nachbarstern (rechts) zu einem Schwarzen Loch (links), um das sich eine Akkretionsscheibe und strahlenförmige Jets ausbilden.
© ESA, NASA, and Felix Mirabel (French Atomic Energy Commission and Institute for Astronomy and Space Physics/Conicet of Argentina) / Artist’s View of Black Hole and Companion Star GRO J1655-40 (Ausschnitt)
FREISTETTERS FORMELWELT: Warum Pluto kein Planet mehr ist
Dass Pluto kein Planet mehr ist, ärgert manche Menschen auch nach fast 20 Jahren. An der Problematik, zu definieren, was ein Planet sein soll, hat sich aber seitdem nicht viel geändert, trotz jeder Menge Mathematik.
–> 2006 verlor Pluto seinen Status als Planeten.
© NASA/Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory/Southwest Research Institute (Ausschnitt)


Der brodelnde Doppelstern R Aquarii
Im Sternbild Wassermann, rund 700 Lichtjahre von uns entfernt, ist der Doppelstern R Aquarii sehr aktiv, wie ein Bild des Weltraumteleskops Hubble belegt.
Siehe dazu auch den Beitrag auf space.com zum gleichen Sternsystem (verlinkt weiter unten).
<– Der veränderliche Stern R Aquarii in einer Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble
© NASA, ESA, Matthias Stute , Margarita Karovska , Davide De Martin (ESA/Hubble), Mahdi Zamani (ESA/Hubble) / R Aquarii (WFC3 Image) (Ausschnitt)
Betelgeuse: Hat der Riesenstern im Orion einen Begleiter?
Erst vor einigen Jahren hielt Betelgeuse die Astronomie in Atem: Die Helligkeit des Riesensterns verringerte sich deutlich, was manche als Hinweis auf eine unmittelbar bevorstehende Explosion werteten. Die gab es zwar nicht, doch eine Frage bleibt: Was verursacht die periodischen Helligkeitsschwankungen des Sterns? Ein Team tippt nun auf einen unentdeckten Begleiter.
–> Der Riesenstern Betelgeuse könnte von einem kleinen Begleiter umkreist werden, der für die beobachteten langperiodischen Helligkeitsschwankungen verantwortlich ist.
Bild: Lucy Reading-Ikkanda / Simons Foundation


APOD: Astronomy Picture of the Day
Hier das tagesaktuelle Bild von der Seite „Astronomy Picture of the Day“ (APOD) – ein wunderbares Bildarchiv zur Astronomie, das viele Jahre zurück reicht.
<– Globular Star Cluster NGC 6752
Image Credit & Copyright: Massimo Di Fusco, Aygen Erkaslan
Bessere Zusammenarbeit zwischen Astronomie und Astroteilchenphysik
Die Multimessenger-Astronomie spielt eine immer größere Rolle: Dabei werden beispielsweise Daten von Gravitationswellen- und Neutrinodetektoren mit denen von konventionellen Observatorien kombiniert, um mehr über exotische Objekte im All zu lernen. Durch das europaweite „Astrophysikzentrum für Multimessenger-Studien in Europa“ soll die Zusammenarbeit künftig besser koordiniert werden.
–> APEX und der Nachthimmel über Chile.
ESO/Y. Beletsky (Himmelsfoto); ESO (APEX-Teleskop); Bildzusammenstellung von C. Urquhart. (idw)


Are Objects from Alpha Centauri Streaming by Earth?
New calculations show that material ejected from the Alpha Centauri system could be streaming by Earth.
<– This wide-field image shows a stretch of the Milky Way visible from the Southern Hemisphere. At center is Crux (The Southern Cross). The bright yellow-white star at far left is Alpha Centauri, which is actually a three-star system. Material ejected from this system could make (or have made) its way by our solar system.
Akira Fujii
We’ve Found the Source of Most Meteorites
Scientists have traced 70% of meteorite falls to three collisions that occurred in the asteroid belt within the past 40 million years.
–> This image shows transmitted polarized light from an ordinary H type chondrite, called San Juan 029, found in the Atacama Desert in 2008. The image is 3 millimeters wide.
Jérôme Gattacceca / CNRS / CEREGE


Grab Comet Tsuchinshan-ATLAS by the Tail
We check in with the brightest comet of the year and see what’s next, plus an update on Comet ATLAS (C/2024 S1), which still shows signs of life.
<– The coma glows green from diatomic carbon (C2) emission, while the blue ion and white dust tails nearly overlap on October 19th. Image details: ASA Astrograph 12-inch, f/3.6 and ZWO ASI 6200MM Pro camera
Gerald Rhemann
Scientists found one of the largest carbon-based space molecules ever
Astronomers have discovered one of the largest carbon-based molecules found in deep space, located within the Taurus molecular cloud, 430 light-years from Earth. The finding is significant because it provides further clues that might help solve a longstanding mystery in astrochemistry: Where does carbon, the building block of life, come from?
And here is an article on spacedaily.com on the same topic.
–> This image of the Orion nebula, the brightest spot in the sword of the constellation Orion, shows carbon-rich molecules called polycyclic aromatic hydrocarbons (PAHs) as wisps of red and orange. This image was captured through a team-up of the Hubble and Spitzer telescopes, two predecessors of the James Webb Space Telescope.
Image credit: NASA/JPL-Caltech/STScI


‚Superluminous‘ nova from rare stellar duo spotted in Milky Way’s galactic neighbor
„This nova is strange not just in its extremely luminous behavior but also in its short duration.“
This summer, a dead star in a nearby galaxy flared back to life in an abnormally brilliant but brief nova, providing astronomers a fleeting glimpse of a mysterious class of stellar duo.
<– The photo shows R Aquarii, a nova system about 710 lightyears away from Earth.
Image credit: NASA’s Chandra X-ray Observatory and Adam Block of the University of Arizona’s Mt. Lemmon SkyCenter
Massive, bustling Perseus galaxy cluster dazzles in new telescope image
This scene of cosmic chaos shows a section of the immense Perseus galaxy cluster, revealing several giant elliptical galaxies, a dusty spiral whose arms are fading, and several edge-on galaxies, some of which appear to be experiencing interactions or mergers with their neighbors.
–> Gemini North’s image of hundreds of galaxies, centered on the giant elliptical NGC 1270, in a small section of the Perseus Cluster.
Image credit: International Gemini Observatory/NOIRLab/NSF/AURA/J. Miller and M. Rodriguez (International Gemini Observatory/NSF NOIRLab)/T. A. Rector (University of Alaska Anchorage/NSF NOIRLab)/M. Zamani (NSF NOIRLab)/Jisu Kang (Seoul National University)

Raumfahrt

Apollo: Alte Proben vom Mond liefern neue Erkenntnisse zur Mondgeschichte
Die letzte Mondlandung liegt bereits über ein halbes Jahrhundert zurück und noch immer liefert sie Material für neue Studien: Die Analyse von Bodenproben, die ihm Rahmen von Apollo 16 zur Erde gebracht wurden, ergaben nun neue Hinweise auf die Geschichte des Erdtrabanten. Die untersuchte Gesteinsart war zuvor noch nie mithilfe der Massenspektrometrie untersucht worden.
<– Der Apollo-15-Astronaut James B. Irwin sammelt Bodenproben auf dem Mond.
Foto: NASA
New Coronagraph Is Observing the Sun
A new coronagraph mission is now orbiting Earth on a mission to provide direct observations of the Sun for space-weather forecasts.
And here are articles on space.com and spacedaily.com on the same topic.
–> An artist’s conception of the Geostationary Operational Environmental Satellites (GOES) 19 spacecraft, which launched into orbit this past summer.
Lockheed Martin / NOAA


Fighting space junk: More than 100 partners sign Europe’s ‚Zero Debris Charter‘
Twenty-four partners signed at this month’s International Astronautical Congress in Milan.
ESA is promoting the Zero Debris Charter, which aims to increase international efforts and cooperation to solve Earth’s growing space junk problem. And the agency now has attracted well over 100 signatories to the charter, following a ceremony at the International Astronautical Congress (IAC) in Milan, Italy, on Oct. 14.
<– Artist’s illustration of space junk orbiting Earth.
Image credit: NASA
Human space travel could pose more severe health risks
Human space travellers may face more severe health hazards than previously recognized, according to a new report from The Guy Foundation, an independent UK research organization. The report highlights concerns that extended space travel could exacerbate conditions like accelerated aging, insulin resistance, early diabetes, and reproductive issues. These effects could become increasingly difficult to reverse as humans travel farther from Earth, raising doubts about the feasibility of deep space exploration.

Aus den Sektionen und Fachgruppen

Die Astro-Szene Schweiz und international im Oktober 2024
Dieser monatlich erscheinende Newsletter der SAG-SAS umfasst neben einem Rückblick auf die vergangenen Highlights aus dem Umfeld der Sektionen und Fachgruppen der SAG-SAS einen Ausblick auf die spannendsten Termine zu astronomischen und raumfahrttechnischen Ereignissen im Folgemonat.
31. Oktober: Astronomiekurs Teil 3 – Das Sonnensystem in Bewegung
Veranstalterin: Planetarium Zürich, Durchführungsort: Volkshaus Zürich
Unser Heimatort, das Sonnensystem, besteht aus unzähligen kleinsten bis grossen Einzelkörpern, die sich in scheinbar komplizierten Bahnen bewegen.
Weitere Themen: Planeten selbst beobachten, moderne Planetenforschung, Raumfahrt.
Kosten: 90.–, für AGUZ-Mitglieder: CHF 72.–


31. Oktober: Monatsvorschau für November/Dezember 2024 – Planetenparade am Herbsthimmel
Veranstalterin: Planetarium Zürich, Durchführungsort: Volkshaus Zürich
Endlich wieder Planeten! In der Abenddämmerung begrüsst uns nach langer Wartezeit wieder die Venus, die sich auf Jahresende zum leuchtenden Abendstern entwickelt; um Mitternacht schliesslich können wir die prachtvolle Parade aller äusseren Planeten bewundern und Mars bereitet sich auf seine Opposition vor. Nach einem Rundgang durch die herbstlichen Sternbilder zeigen wir im Planetarium, wo Sie die Planeten am Himmel finden und besuchen diese auf einer Reise quer durch das Sonnensystem. Die auffällige Anordnung der Wandelsterne lässt Rückschlüsse auf deren Entstehungsgeschichte zu, welche wir dank modernster Teleskoptechnik immer genauer kennen lernen.
Wie immer live und allgemein verständlich kommentiert.
Eintritt: CHF 28.–, für AGUZ Mitglieder: CHF 22.–
1. November: Extrasolare Planeten. Die Suche nach fremden Welten ausserhalb des Sonnensystems
Referent: PD Dr. Daniel Kitzmann, Physikalisches Institut, Universität Bern, Durchführungsort: Universität ZH
Wie Planeten entstehen und ob es ausserhalb unseres Sonnensystems bewohnbare Planeten gibt sind Fragen, die seit langem im Fokus der Astrophysik stehen.
Die Entdeckung von tausenden extrasolaren Planeten erlaubt es uns erstmals, unser Sonnensystem direkt mit anderen Planetensystemen zu vergleichen. Die Jagd nach Exoplaneten ist dabei seit Jahren in vollem Gange. Fast täglich finden wir neue Welten an Orten, wo sie nicht sein sollten, mit Zusammensetzungen, die sie nicht haben dürften, und mit Atmosphären, die uns staunen lassen.
Wie sieht die Zwischenbilanz der Exoplanetologie aus? Was bedeuten die neuen Erkenntnisse für unseren Heimatplaneten und seinen Platz im Universum? Haben wir etwas gefunden, was der Erde nahe kommt, oder sind alle anderen Planeten in fremden Sternensystemen völlig anders?
–> Planeten des inneren Sonnensystems und Kepler-62, ein Fünfplanetensystem etwa 1200 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Image credit: NASA Ames/JPL-Caltech


2. November: Meteoriten jagen in der Antarktis
Referentin: Prof. Dr. Maria Schönbächler ETH Zürich, Durchführungsort: Sternwarte viadalat, Samedan
Meteorite sind ausserirdisches Material, das vom Himmel gefallen ist. Die meisten Meteorite stammen ursprünglich vom Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter. Sie sind Bruchstücke von kleinen Körpern, die sich zu Beginn unseres Sonnensystems gebildet haben. Daher erlauben uns Meteorite einmalige Einblicke in die Zeit, als sich das Sonnensystem und die Planeten inklusive unserer Erde formten. Meteorite kann man auch in der Eiswüste der Antarktis finden. Wie helfen uns diese, die Geburt der Erde besser zu verstehen? Wie gross ist die Gefahr, dass ein zerstörerischer Meteorit auf die Erde fällt?
Von den Schweizer Hochschulen
EPFL: Différencier la matière noire du bruit cosmique grâce à l’IA
Un outil basé sur l’intelligence artificielle (IA) et développé à l’EPFL est capable de distinguer les effets insaisissables de la matière noire d’autres phénomènes cosmiques, pour une meilleure précision des études sur la matière noire.
And here’s the English version of the article.
–> Simulation de la formation des structures de matière noire depuis les débuts de l’univers jusqu’à aujourd’hui..
Crédit : Ralf Kaehler/Ethan Nadler/SLAC National Accelerator Laboratory


UNI BE: NASA-Mission mit Berner Beteiligung
Am 14. Oktober 2024 startete die NASA-Mission Europa Clipper ihre Reise zum Jupitermond Europa. Ziel ist es, den Eismond auf Hinweise auf ausserirdisches Leben zu untersuchen. Vier Berner Forschende gehören zu den Wissenschaftsteams der Mission.
<– Künstlerische Darstellung der Europa Clipper-Raumsonde der NASA mit Europa (rechts) und Jupiter (links) im Hintergrund.
© NASA/JPL-Caltech
ETH: Planeten enthalten mehr Wasser als gedacht
Das meiste Wasser eines Planeten befindet sich im Allgemeinen nicht auf der Oberfläche, sondern ist tief im Innern versteckt. Dies wirkt sich auf die mögliche Bewohnbarkeit von fernen Welten aus, wie Modellrechnungen von Forschenden der ETH Zürich und der Princeton University zeigen.
–> Magma-Ozean-Planeten, die Wasser enthalten – wie der erdähnliche Exoplanet GJ 1214 b in dieser künstlerischen Darstellung –, beherbergen nur einen winzigen Bruchteil Wasser an ihrer Oberfläche. Der Grossteil davon ist tief im Innern gespeichert.
Bild: NASA/JPL-Caltech/R. Hurt


Marc Eichenberger
Präsident
Seit Kindesbeinen bin ich begeisterter Amateurastronom und war mehr als 30 Jahre im Vorstand der Astronomischen Gesellschaft Luzern tätig, die letzten neun Jahre als deren Präsident. Als stolzer Besitzer von drei Teleskopen sowie einem Astro-Feldstecher verbringe ich die klaren Nächte am liebsten mit Freunden und Gleichgesinnten als visueller Beobachter. Wenn es die Zeit erlaubt versuche ich als Mitglied der AAVSO auch einen kleinen, wissenschaftlichen Beitrag zu leisten. Als Präsident der SAG-SAS ist es unter anderem mein Ziel die Astronomie allen Interessierten auf verständliche Art zugänglich zu machen.