Ende der Astronomie-Portale „astronomie.info“ und „calsky.com“
Die im deutschsprachigen Raum äusserst beliebten Seiten astroinfo und CalSky wurden am 9. Oktober 2020 abgeschaltet. Inhaber dieser Schweizer Portale ist der 1998 gegründete Verein astroinfo. Arnold Barmettler hat zusammen mit wenigen Mitarbeitenden diese Seiten bis zum Schluss sehr erfolgreich betreut und betrieben. Als Kollektivmitglied von astroinfo wurde auch die SAG-SAS vom plötzlichen Abschalten der Seiten überrascht.
Die SAG-SAS bedankt sich bei Arnold Barmettler und allen Beteiligten bei astroinfo für die während fast drei Jahrzehnten geleistete riesige Arbeit und bedauert das Verschwinden dieser beliebten Internetadressen der Astroszene. Entscheide über zukünftige Lösungen müssen nun sorgfältig geprüft werden.
Weitere Informationen und Stellungnahmen gibt es unter folgenden Seiten:
- Mitteilung bei sonnen-sturm.info
- Beiträge im SAG/SAS-Forum und im astronomie.de-Forum
- CalSky Eintrag bei Wikipedia
Verschiedene SAG-SAS Sektionen haben ihre Internetseiten bei astroinfo gehostet (Subdomains von astronomie.ch). Die entsprechenden Sektionen werden über den diesbezüglichen Handlungsbedarf informiert.
Der Vorstand der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft (SAG-SAS)
Ein Blick zurück…
Viele kennen astroinfo und CalSky nur aus der neueren Zeit. Doch wie hat damals alles angefangen? Blicken wir einmal zurück auf die Anfänge: astroinfo hatte seine Wurzeln bei der AGZU vor fast 30 Jahren. Stefan Plozza, ein Mitglied dieser SAG Sektion, betrieb damals ein Videotex (VTX) Service und brachte im Juni 1991 die Idee an den Vereinspräsidenten heran, auf seinem Server – einer VAXstation 3520 – kostenlos astronomische Inhalte aufzuschalten. Die Idee schlug ein wie eine Bombe, da damals elektronische Medien noch nicht verbreitet und „Internet“ noch ein kaum bekanntes Fremdwort war. Es bildete sich daraus schnell ein vereinsinternes Projektteam, das sich dann das „AGZU Videotex Team“ nannte.
Im Jahre 1993 zeichnete sich aber ab, dass Videotex keine Zukunft mehr hatte und man sah sich nach neuen Möglichkeiten um. Durch einige glückliche Kontakte konnte man die Inhalte auf das damalige Informationsnetz ezInfo der ETH Zürich migrieren. Der Name „astro!nfo“ kam dann erstmals anfangs 1994 ins Spiel. Die vollständige Bezeichnung lautete „astronomisches Informationssystem“ und den Ausschlag für diese Namenswahl war der Bezug zur neuen Umgebung (ezInfo) bei der ETH. Als grafisches Element wurde das „i“ im Logo als „!“ geschrieben. Das Programm lief dabei unter DEC Notes in einer VMS Umgebung und war etwas gewöhnungsbedürftig im Unterhalt. Wenige Monate später im Frühjahr 1994 wurden Pläne der ETH bekannt, ihr ezInfo auf das damals neue WWW umzustellen (zuerst war GOPHER im Gespräch). Das inzwischen erweiterte astroinfo Team nahm daraufhin an der SAG Generalversammlung am 7./8. Mai 1994 in Brig und am 15./16. Oktober an der Astrotagung in Luzern teil und stellte dort die neue Dienstleistung online vor.
Danach ging es sehr schnell und bereits Ende 1994 war astroinfo im Internet unter einer Adresse der ETHZ erreichbar. Dies war auch etwa die Zeit, als erste Versionen von Arnold Barmettler’s CalSky in astroinfo integriert wurden. Nachdem astroinfo stetig weiter wuchs, erfolgte dann auch die Ablösung von der ETH mit einer eigenen Domain und die Gründung des gleichnamigen Vereins am 4. September 1998 in Buchs ZH. Seither wurden die beiden Dienste weiter ausgebaut, die bekannten Internetadressen und die Technik dahinter blieben aber die gleichen. Vor allem CalSky machte sich als dynamische und bestens vernetzte Berechnungsplattform international einen Namen und wurde weltweit von Amateuren und auch Profis sehr geschätzt. Eine Aussage, die ich mehr als einmal hörte, bringt es – wenn auch etwas überspitzt – auf den Punkt: „Es gibt praktisch nichts am Himmel, was mit CalSky nicht hätte berechnet werden können“. Manchmal vermisst man solche Dienste erst richtig, wenn es sie nicht mehr gibt.
Stefan Meister
Vorstandsmitglied SAG-SAS