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-> Kurzbericht zum Workshop der FG Sternbedeckungen in Bülach

Am Samstag, dem 1. Februar, lud die Fachgruppe (FG) Sternbedeckungen, bzw. die Stellar Occultation Timing Association Switzerland (SOTAS) zum 4. Occultation-Meeting in der Sternwarte Bülach ein. Der Anlass war wiederum als Workshop aufgebaut und gab einen vertieften Einblick in die verschiedensten Aspekte der Datengewinnung und -verarbeitung bei Sternbedeckungen.

Zum Zeitpunkt meines Eintreffens herrschte bereits ein reges Treiben, man tauschte sich über persönliche, vor allem aber natürlich über fachliche Dinge aus. Und aufgrund guter Kontakte nach Deutschland nahmen zum ersten mal auch „Top Shots“ aus der dortigen Szene, wie z.B. Martin Gutekunst oder Gregor Krannich am Treffen teil – herzlich willkommen im Kreise der SOTAS!

Nach einer kurzen Begrüssung und Verdankung an den Gastgeber, die Sternwarte Bülach, vertreten durch Stefan Meister, stieg der FG-Leiter, Jonas Schenker, mit einer „Good News“ ins Seminar ein. Denn nicht nur wurde die Bedeckung des Sterns UCAC 644-038283 gleich von vier der anwesenden Personen erfolgreich beobachtet, sondern es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Stern um einen bisher noch unbekannten Doppelstern handelte – ein überraschendes und damit auch ein sehr schönes Resultat 🙂

Anschliessend stellten uns Stefan Meister und Andreas Schweizer, sowie direkt anschliessend auch Martin Gutekunst, ihre ersten Erfahrungen aus Tests mit dem neuen Kamera-System Astrid (ASTro Imaging Device) vor. Die vor allem auf dem amerikanischen Markt zurzeit sehr „gehypte“ Kamera stellte sich als „System mit Kinderkrankheiten“ heraus. Grundsätzlich ist sie zwar für kurzbrennweitige Systeme, die auch autonom Aufnahmesequenzen von Bedeckungen machen sollen, gut geeignet. Jedoch ist zum einen der technische Einstig mit hohen Hürden versehen (WiFi Verbindungsaufbau, Linux-Steuerung, Steuerung der Montierung, etc.) und zum andern fehlen einige essenzielle Teile für den Betrieb der Kamera (Netzteil, USB-Kabel).

Fazit und allgemeiner Konsens war, dass man wohl zurzeit und auch in Zukunft bei dem, von Andreas Schweizer und Stefan Meister entwickelten Kamera-System DVTI+Cam bleiben würde. So berichtete dann auch gleich anschliessen Andreas über die letzten Aktualisierungen und Zukunftspläne im Zusammenhang mit der Hard- und Software (DVTI Camera Control Software, ADV Player) – die Reise geht also weiter …

Noch vor der obligaten Pizza-Mittagspause zeigte uns dann Robert Purvinskis in einem spannenden Beitrag wie die Astronomische Szintillation, zusammen mit der Speckle Interferometrie an kleinen Geräten u.U. für die Beobachtung von Sternbedeckungen genutzt werden könnte, wo beide beteiligten Körper (also Stern und Kleinplanet) auch bei kurzen Belichtungszeiten zu sehen sind (im Gegensatz zur Bedeckung eines Sterns durch einen Kleinplaneten, der so lichtschwach ist, dass er auf den Aufnahmen nicht zu sehen ist und der Stern dadurch nur kurz „ausgelöscht“ wird).

Nach der Mittagspause und einer kurzen Führung durch die Sternwarte, ging es dann am Nachmittag mit diversen Kurzbeiträgen weiter. So berichtete Stefano Sposetti zum Beispiel von der Sternbedeckung durch (90) Antiope, einem Doppel-Kleinplaneten. Zwar war bekannt, dass der Kleinplanet aus zwei, in etwa gleich grossen Komponenten besteht, doch waren die Beobachtungsresultate der amerikanischen Kollegen dann doch zunächst recht rätselhaft. Sie machten nicht wirklich Sinn, bis man einen zweiten, nahen Stern mit in die Auswertungen einbezog. So warf die eine Komponente von Antiope aufgrund des einen Sterns einen anderen Schatten, als die zweite Komponente aufgrund des zweiten Sterns. Und so kam es, dass zwei Beobachter keine Verdunkelung beobachteten (da sie zufälligerweise genau zwischen den zwei, sich kreuzenden Schattenbahnen positioniert waren), ein anderer Beobachter hingegen gleich zwei „Drops“ registrierte, da er – wiederum zufälligerweise – genau so positioniert war, dass er erst im einen Schatten und kurz darauf auch noch im zweiten Schatten stand … eine unglaubliche Geschichte 🙂

Die weiteren Beiträge waren dann weniger „emotional“, also von eher technischer Natur. Erst zeigte Stefano den Anwesenden wie genau man zur Erstellung des dat-Files im AOTA-Tool vorgehen muss und gleich anschliessen zeigte uns Stefan das Gleiche im PyOTE-Tool. Anschliessend präsentierte uns Martin Gutekunst seine Analyse zur „Optimalen Belichtungszeit für die beste Zeitgenauigkeit“ – die Frage war also im Prinzip, wie kurz man belichten darf um trotzdem noch genügend „Signal“ zu erhalten, so dass der beobachtete Stern also sicher immer über dem Rauschen (Noise) ist. Fazit – siehe das Bild in der Mitte, unten 😉

Zum Schluss des Seminars wurde noch sehr engagiert einige technische Fragen diskutiert und beschlossen, dass man sich bereits wieder diesen Herbst treffen will und nicht erst wieder in einem Jahr … es ist zurzeit also viel „Bewegung in der Szene“, sicher ein guter Moment für Interessierte, in dieses spannende Thema einzusteigen 🙂

Vielen herzlichen Dank nochmal an dieser Stelle an den Organisator und „Chauffeur“, Jonas Schenker, den Gastgeber, Stefan Meister und die zahlreichen Referenten – es war ein sehr spannender und lehrreicher Samstag!

Hinweis: Auch der Redaktor des Orion, Thomas Baer, war vor Ort, und das aus gutem Grund: Die Beobachtung und Auswertung von Sternbedeckungen wird in Heft 2/25 das Fokus-Thema sein. Für Interessierte also sicherlich auch ein guter Grund, endlich (wieder) ein Abo zu lösen 😉

Marc Eichenberger

Präsident

Seit Kindesbeinen bin ich begeisterter Amateurastronom und war mehr als 30 Jahre im Vorstand der Astronomischen Gesellschaft Luzern tätig, die letzten neun Jahre als deren Präsident. Als stolzer Besitzer von drei Teleskopen sowie einem Astro-Feldstecher verbringe ich die klaren Nächte am liebsten mit Freunden und Gleichgesinnten als visueller Beobachter. Wenn es die Zeit erlaubt versuche ich als Mitglied der AAVSO auch einen kleinen, wissenschaftlichen Beitrag zu leisten. Als Präsident der SAG-SAS ist es unter anderem mein Ziel die Astronomie allen Interessierten auf verständliche Art zugänglich zu machen.

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