Oder: Wie ein “Galaxy-Dive” zu einem “Polarlicht-Bad” wurde 😉
Es war ein Spektal mit Ansage – bereits Tage zuvor hatte die Sonne mit mehreren, sogenannten Coronal Mass Ejections (CMEs) oder, zu gut Deutsch, Koronalen Massenauwüfen unter den Profis und Amateuren für Aufregung gesorgt. Bereits am 9. und dann den ganzen Tag am 10. Mai wurde heftig diskutiert und vorbereitet – die Vorfreude war gross!
Doch auch die Spannung, denn “im Normalfall” waren Polarlichter bisher in der Schweiz höchstens als leichtes, rötliches Glimmen im Norden zu sehen. Nicht so in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai 2024! Da “explodierte” der Himmel schon kurz vor dem Ende der astronomischen Dämmerung. Selbst der Autor, notabene jemand mit Farbsehschwäche, der also weder Rot noch Grün (oder Braun) gut sehen kann, konnte die Polarlichter klar erkennen – ein Spektakel der Sonderklasse … zumindest für Schweizer Verhältnisse 😉
Deshalb hier auch nochmals der Hinweis: Wer nun auf den Geschmack gekommen ist, dem sei eine Reise im Herbst oder Frühling in den hohen Norden empfohlen! Mit etwas Wetterglück sind noch ganz andere Eindrücke und Bilder möglich als die folgenden, die von der Schweiz und Norditalien aus gemacht wurden.
Im Nachgang erreichten uns noch die folgenden Bilder von Stefan Meister zu denen er schrieb: Visuell war das PL nicht ganz so hell, wie es auf den Fotos erscheint. Einzelne Streamers waren aber sehr deutlich sichtbar und ich hatte auch das Gefühl langsame Bewegungen feststellen zu können. Zeitweise reichten die hellsten Streamer (auch visuell) bis zum Zenit und sogar etwas darüber nach Süden hinaus. Insgesamt eine sehr eindrückliche Erscheinung. Ich hatte bereits früher hierzulande ein PL beobachtet, was etwa 20+ Jahre zurückliegt, doch damals war die Erscheinung niemals so hell wie diese hier.
Die folgenden Aufnahmen entstanden alle auf einer Anhöhe in der Nähe von Eglisau (ZH). Die Kamera war eine Sony Alpha 7S mit einem 14mm Weitwinkelobjektiv auf einem Stativ.
Und hier noch zwei kurze Zeitraffervideos, die auf dem Glaubenberg entstanden sind. Beim ersten hat der Autor dieser Seite allerdings die Luftfeuchtigkeit unterschätzt und man kann schön verfolgen, was dann passiert. Beim zweiten Video war die Linse, bzw. der Difusor-Filter vom Tau befreit, jedoch stimmte der Fokus nicht mehr “perfekt” … was bei Polarlichtaufnahmen jedoch nicht sooo tragisch ist.
Viele weitere, tolle Bilder und Videos sind auf der Seiter der Astronomischen Gesellschaft Luzern (AGL) zusammengestellt – viel Spass beim Betrachten!
Für diese und die nächsten Nächte sind weitere Polarlichter angesagt, allerdings nicht mehr so intensiv wie in der vergangenen Nacht. Doch die Sonne ist zurzeit im Maximum ihres Aktivitätszyklus von ca. 11 Jahren und somit evtl. auch in (naher) Zukunft für weitere Überraschungen gut… so, “stay tuned” 🙂
Marc Eichenberger
Präsident
Seit Kindesbeinen bin ich begeisterter Amateurastronom und war mehr als 30 Jahre im Vorstand der Astronomischen Gesellschaft Luzern tätig, die letzten neun Jahre als deren Präsident. Als stolzer Besitzer von drei Teleskopen sowie einem Astro-Feldstecher verbringe ich die klaren Nächte am liebsten mit Freunden und Gleichgesinnten als visueller Beobachter. Wenn es die Zeit erlaubt versuche ich als Mitglied der AAVSO auch einen kleinen, wissenschaftlichen Beitrag zu leisten. Als Präsident der SAG-SAS ist es unter anderem mein Ziel die Astronomie allen Interessierten auf verständliche Art zugänglich zu machen.