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-> VdS Remotesternwarte – Erste Ergebnisse der FG Astrofotografie

Alles begann mit einer grosszügigen Spende von 100’000 Euro zuhanden der Vereinigung der Sternfreunde (VdS). Der Spender wollte anonym bleiben, doch die mit dem Geld verbundenen Bedingungen waren klar: Ziel sollte es sein innerhalb von zwei Jahren eine für Hobby-Astronomen zugängliche Remotesternwarte aufzubauen. Das war 2021 – und mit dem “First Light” Ende Mai 2023 wurde die Sternwarte auf Hakos, in Namibia auch tatsächlich termingerecht in die Hände der sogenannten “Power-User” übergeben!

Das schöne an der Geschichte ist, dass wir, bzw. die FG Astrofotografie der SAG-SAS mit Peter Englmaier einen dieser Power-User stellt 🙂 Somit haben nun auch die Mitglieder der Fachgruppe via Peter einen Zugang zu einer Remotesternwarte auf Hakos. Einzige Voraussetzung ist die zusätzliche Mitgliedschaft bei der VdS, was aber meiner Meinung nach mit einem Jahresbeitrag von 45 Euro pro Jahr ein kleines “Eintrittsgeld” für den Zugang und die (Mit-)Nutzung einer modernen Sternwarte unter südlichem Himmel darstellt.

Im November haben bereits einige Beobachtungsnächte stattgefunden und es konnten die ersten Daten und Erfahrungen gesammelt und ausgewertet werden. Im Folgenden ein kurzer Vorgeschmack aufgrund welcher Rohdaten, z.B. welches Resultat erziehlt werden konnte:

Hier sehen wir eine Einzelaufnahme von der Umgebung von NGC 1365 im visuellen Bereich (Luminanz (L) genannten), weshalb die Aufnahme schwarz-weiss (s/w) dargestellt wird. Für die Farbkomponente der resultierenden Farbaunahme (s. unten) wurden in der gleichen Nacht auch Bilder im roten (R), grünen (G) und blauen (B) Bereich des Spektrums aufgenommen (auch sie sind in den Rohdatenfiles zwar s/w, beinhalten jedoch ausschliesslich das Signal der entsprechenden Farbe).

Untypisch ist hier der gewählte Bildausschnitt, den das “Hauptobjekt” in die rechte, untere Ecken des Bildes setzt. Das taten wir aus zwei Gründen: Zum einen wollten wir die Abbildungsqualität am Rand der Optik testen und zum andern die drei Galaxien am linken Rand des Ausschnitts mit auf das Bild bannen (es handelt sich dabei um NGC 1389, NGC 1386 und NGC 1369 (von oben nach unten).

Hier die technischen Daten zu diesem Einzelbild:

  • Datum, Zeit: 20. November 2023, 23:06:42 UTC
  • Belichtung: 120 Sekunden

Und hier nun eines der möglichen Resultate, das mit den oben erwähnten Rohdaten erstellt werden konnte! Datenverarbeitung: Eduard von Bergen.

Neben den Farben, die offensichtlich dazu gekommen sind, kann man auch gut erkennen, wie die Addition von vielen Einzelbildern das Signal verstärkt und somit Details sichtbar macht, die auf der Einzelaufnahme nicht zu sehen oder höchstens zu erahnen sind.

Hier die technischen Daten zu diesem Summenbild:

  • Datum, Zeit: 20./21. November 2023, 22:30 – 01:27 UTC
  • Belichtung:
    • 41x L à 120 Sekunden
    • 12x Ha à 300 Sekunden
    • 13x R à 120 Sekunden
    • 13x G à 120 Sekunden
    • 12x B à 120 Sekunden

Dies ergibt eine Gesamtbelichtungszeit von insgesamt 2 Stunden 38 Minuten – wie ist das möglich, nachdem wir “nur” knapp zwei Stunden belichtet haben? Die “Lösung” ist natürlich die zusätzliche Stunde Belichtungszeit im H-Alpha Bereich (Ha), die für dieses Bild dazu genommen wurden … und übrigens nicht von der gleichen Nacht stammen 😉

Alle Aufnahmen wurden mit der folgenden Ausrüstung gemacht:

  • Montierung: 10Micron GM3000 GoTo-Montierung
  • Teleskop: TS 12“ Newton-Astrograph, 305mm, B=1’391mm, F=1/4,56
  • Kamera: Lacerta DeepSkyPro2600 (mono)
  • Filterrad: ZWO USB-Filterrad für 7 x 2“-Filter

Copyright: VdS Remotesternwarte, Operator: Peter Englmaier

Bei einem ersten Zoom-Treffen am 8. November definierten wir die finale Lister der Objekte, die wir in der ersten, gebuchten Nacht vom 14. “aufs Korn” nehmen wollten, sowie die Belichtungszeiten und Filter, die zur Anwendung kommen sollten. Wir entschieden uns nach einigen Diskussionen mindestens zwei Stunden für die Belichtung eines einzelnen Objekts zu investieren und wählten neben NGC 1365 (siehe oben) auch noch NGC 300 und NGC 1433 als Ziele aus.

Doch am 14. November war der Himmel über Hakos mehrheitlich bedeckt – das kann in der (lokalen) Frühlings-, bzw. Sommerzeit in Namibia schon mal vorkommen. So nutzten wir den Abend um remote auf die Sternwarte zuzugreifen und die Software Tools wie z.B. die Steuerungssoftware N.I.N.A. und das Abrufen der der diversen Wetter- und Hardware Status kennen zu lernen – dazu hier ein paar Bilder:

Am zweiten Abend den wir gebucht hatten, die Nacht vom 20. auf den 21. November, klappte es dann aber mit dem Wetter 🙂 Und so konnten wir die Lights (L) und die Farbdaten (RGB) von NGC 1365 und NGC 300 aufnehmen, bei NGC 1433 reichte es nur noch für einige Luminanz Bilder. Die H-Alpha Daten kamen dann, wie oben erwähnt, in der Nacht vom 29. auf den 30. November dazu.

Interessant ist, dass auch auf der Basis von identischen Rohdaten, abhängig von der Datenverarbeitung, ganz unterschiedliche Resultate erziehlt werden können – hier am Beispiel von NGC 1365 gezeigt:

Und hier das Gleiche am Beispiel von NGC 300 – Nachtrag vom 2. Januar 2024: Kurz vor Jahresende wurde eine weitere Version von NGC 300 auf der Basis weiterer Rohdaten aufbereitet – siehe das letzte Bild der Galerie! Eduard von Bergen schreibt dazu: “Basierend auf dem Pre-Processing bzw. den Stacks von John Imboden und mir, sowie den Rohdaten von Power-User Kai-Oliver Detken für LRGB und Peter Englmaier für H-Alpha.”

In der zweiten, erfolgreichen Nacht, vom 29. auf den 30. November haben wir, bzw. Stefan Meister und Peter Englmaier zusätzlich die Bedeckung eines Sterns durch den Kleinplaneten (319) Leona beobachtet. Diese Aufzeichnungen halfen die Bahn des Kleinplaneten noch genauer zu charakterisieren, der dann am 12. Dezember den Hauptstern des Orion, Beteigeuze, bedecken würde … doch das ist eine andere Geschichte 🙂

Und dies ist erst der Anfang von weiteren Möglichkeiten und Projekten im Zusammenhang mit der VdS Remotesternwarte. In Zukunft planen wir längere Belichtungszeiten auf weniger Objekte zu verteilen um tiefer gehen zu können … es bleibt spannend!

Für die Spezialisten unter der Leserschaft hier die Details zu der verwendeten Software der Bildautoren:

Eduard von Bergen: PixInsight (mit Plugins von Russell Croman)
John Imboden: Pi Weighted Batch Preprocessing (WBPP v2.6.1), PixInsight (Pleiades Astrophoto) V1.8.9-1 und Photoshop 2024
Kurt Hess: AstroArt 8, Photoshop CS4

Der Bericht und die Bilder zeigen, dass sich die Teilnahme bei den Fachgruppen der SAG-SAS immer lohnt!